Es erscheint ziemlich gewiss, dass einem Ort wie Kelz im Mittelalter bereits, eine Schützenbruderschaft bestanden hat. Aber es gibt leider keine Quellen mehr, die das bestätigen, während in einigen Nachbarorten seit vielen Jahrhunderten solche nachweisbar sind.
Die Geschichte der heute bestehenden St. Michael-Bruderschaft geht auf das Jahr 1890 zurück.
Damals wurde eine Schützengilde gegründet und der Sitte der Zeit entsprechend mit dem örtlichen Kriegerverein zusammengeschlossen. Regelmäßige Aufzeichnungen existieren aber erst, seit 1924 der damalige Schriftführer Johann Godesberg Protokollbücher geführt hat.
Obwohl während des Krieges viele Schützenbrüder gefallen waren und andere nach Kriegsende zum Teil noch lange Jahre als Kriegsgefangene in fernen Lagern festgehalten wurden, lebte das Vereinsleben der Bruderschaft schon 1946 wieder auf.
Ein aus alten und erfahrenen Mitgliedern gebildeter Vorstand ergriff die ersten Initiativen. Es war damals
nicht leicht, einen Verein (wieder) zu gründen und zu führen, denn die alliierte Besatzungsmacht wachte argwöhnisch und streng darüber, dass alle vermeintlichen Ansätze von Militarismus,
Revanchismus, Nazismus usw. verhindert wurden. Von strenger Überwachung waren auch kirchliche Vereine nicht ausgeschlossen, und selbst die Vorstände von Gartenbau- oder Geflügelzuchtvereinen
mussten sich sehr eingehender politischer Überprüfung unterziehen, ehe sie von derzuständigen Besatzungsbehörde die Genehmigung zur Amtsausübung erhielten.
Dem Schriftführer Peter Odenhoven folge von 1960-1969 Michael Pütz. Beide Führten mit großen Sorgfalt das Protokollbuch der Bruderschaft, in dem alle wichtigen Ereignisse und Entscheidungen festgehalten sind. Im Jahr 1969 wurde Bernhard Steffens Schriftführer.
Den Aufzeichnungen dieser Schriftführer konnten die nun folgenden Daten entnommen werden: Neben den beträchtlichen Aufwendungen für die Gestaltung der eigenen Fest hat die Schützenbruderschaft immer wieder Spenden für soziale Zwecke aufgebracht.
Beim Schützenfest 1965 wurde zum ersten Mal ein Jungschützenprinz durch Schießen ermittelt. Bruno Simons erlangte die Würde und wurde feierlich proklamiert. Im Jahre 1966 begangen Verhandlungen mit der Kirchengemeinde über die Zuweisung eines eigenen Schützenplatzes für die Bruderschaft. Durch einen Pachtvertrag, der 1967 mit der Kirche abgeschlossen werden konnte, wurde die Schützenwiese Klosterstraße/Hardtweg für die Bruderschaft verfügbar. So konnte das Schützenfest 1967 erstmalig auf eigenem Gelände veranstaltet werden.
Am 21. Okt. 1968 verstarb der 1. Vorsitzende und Brudermeister Josef Lüssem. Neunzehn Jahr lang hatte er engagiert und mit viel Umsicht die Bruderschaft geleitet und sich damit große Verdienste erworben, vor allem auch in der schwierigen Aufbauphase nach dem letzten Krieg. In der Generalversammlung am 26. Jan. 1969 wurde Wilhelm Müller, der zuvor 2. Vorsitzende war, einstimmig zum neuen Brudermeister gewählt. Er ist der Sohn des durch die Nazis im Jahre 1939 abgesetzten Brudermeisters Bernhard Müller.
Beim Schützenfest 1969 gab es eine böse Überraschung: Durch einen heftigen Sturm wurde am Montag der Festtage gegen 10.45 Uhr das Festzelt abgedeckt und war nicht mehr verwendbar. Zum glück wurde dabei niemand verletzt, aber die Bruderschaft sah alle noch geplanten Veranstaltungen gefährdet. Doch durch den Einsatz aller Schützen und der Dorfbevölkerung, durch das besondere Engagement des Schützenkönigs Franz Wollersheim sowie durch das großzügige Entgegenkommen von Schmiedemeister Hirschfelder, des Besitzers der Kelzer Flakhalle, konnte diese Halle, die als ehemaliger Unterstellraum für Militärfahrzeuge den Krieg überstanden hatte, in kürzester Zeit als Ballsaal hergerichtet und ausgestaltet werden, so dass das Schützenfest fröhlich fortgesetzt werden konnte; eine erstaunlich erfolgreiche Improvisation, welche zeigt,
was Schützen und eine inaktive Dorfgemeinschaft in einer schwierigen Lage zu leisten vermögen.
Am 29. Dezember 1974 wurde Hermann Josef Steffens, bisher General der Bruderschaft, zum Marschall ernannt. Fritz Müller erhielt die Beförderung zum General. Unser Präses, Herr Pastor Klüttermann, konnte am 26. Juli 1976 sein 40jähriges Priesterjubiläum feiern. Seine bemerkenswertem Verdienste um die Pfarre, vor allem sein unermüdliches Bemühen um die Seelsorge seiner Pfarrkinder sowie sein tatkräftiger Einsatz für
die Wiederherstellung der im letzten Krieg teilweise zerstörten Pfarrkirche wurden von den vielen Gratulanten besonders gewürdigt.